Stimmen


«Der kluge Panther», Nummer 137 vom 1. Mai 2022, Valentin Herzog über «Buchstaben im Winterschlaf»:

 

Thomas Greber, lange Zeit Redaktor der wichtigen Literaturzeitschrift "entwürfe", hat für seine neue Publikation "Buchstaben im Winterschlaf" Gedichte und Geschichten zusammengestellt, die den Leser auf ganz eigene Weise ansprechen – ansprechen im eigentlichen Wortsinn, denn in dem knapp 90seitigen Buch tritt einem kein stimmgewaltiger Autor mit kritischem oder ironischem Blick auf die Gesellschaft, kein besserwissender Erklärer, kein Mitleid heischender Ästhet gegenüber. Sondern es ist, als ob einem jemand zur Seite ginge, der das Wort bald an seinen Begleiter (den Leser), bald an sich selber oder auch an eine abwesende Person, eine Geliebte, ein Kind richtet. So etwa in dem Prosatext "Taroona":

 

Du bist noch klein, an der Hand führe ich dich an den Strand, auf deiner Haut fühle ich wärmere Luft, das Wasser reicht dir bis zu den Knien, du spielst mit dem Sand, den Wellen, ich muss dich festhalten.

Ein Glück, dass wir das hier erleben, Januar am Hinsby Beach, Sommer in Tasmanien.

Später sammelt ihr Muscheln, du steckst viele in die Hosentasche, dann sammle auch ich, vom Meer weht schwüle Luft, wir sind müde vom Gehen, vom Unterwegssein im Süden […]

Wochen später, zurück im Engadin, beginne ich zu schreiben.

Eines Abends, kurz nach Sonnenuntergang, sie schläft tief, lese ich vor.

Bist du zufrieden mit deinem Text?

Nein, sage ich, noch nicht, aber ich werde ihn morgen wieder lesen.

 

Anmerkung dazu:

Thomas Greber, heut in Lenzburg, hat längere Zeit in Australien und Frankreich gelebt. Da keiner der etablierten Verlage die schlichte Kostbarkeit dieser Gedichte und Prosastücke zu erkennen vermochte, ist das schmale Buch nur direkt beim Autor erhältlich.


«Der kluge Panther», Nummer 110 vom 26. November 2018, Valentin Herzog über «Alphabet der Schweiz»:

 

Nach einem vorweihnachtlichen Besuch bei seinem Grossvater, der eben versucht, seine erste SMS zu schreiben, wartet der Erzähler vergeblich auf ein Lebenszeichen des alten Herrn aus Wettingen. Vielleicht ist das der Anlass dafür, dass er beginnt, an weiteren 25 Orten von A wie Agra bis Z wie Zermatt Spuren zu suchen, Spuren seines Grossvaters und dessen zweiter Frau, Spuren seines eigenen Lebens und seiner Ehe, aber auch Spuren von Menschen, die ihm begegnet sind oder von denen er eindrucksvolle Bilder gesehen hat.

So sind 26 sehr unterschiedliche Texte entstanden, deren Reiz zum Teil auch darin liegt, dass der Leser herausgefordert wird, die Identität der namenlosen Hauptperson aus einzelnen Indizien zu erschliessen. Vor allem aber beschreibt der Autor die verschiedensten Personen mit poetischer Suggestivkraft – etwa die alte Holzsammlerin auf Segantinis Gemälde Ritorno dal bosco oder den seine Freiheit vermissenden Engelberger Novizen Eugen.

Grebers knapp 100-seitiges Büchlein ist trotz des Titels keine Reise durch die Schweiz, sondern eine von wohlkalkulierten Zufällen bestimmte Reise durch die Existenz eines Autors, der sich u.a. als Herausgeber der entwürfe Verdienste um die Schweizer Literatur erworben hat und nun erstmals selber die literarische Szene betritt.


«Zürcher Oberländer» vom 29. November 2014, Anna E. Guhl über den Literatur- und Sprachentag an der Kantonsschule Zürcher Oberland:

 

Einen Hit landete Thomas Greber mit seinem Workshop über eigene Kurzgeschichten. Greber, im Brotberuf selbst Lehrer an der Kantonsschule Zürcher Oberland, trat an der Schule zum ersten Mal mit eigenen Texten auf. «Das ist top gewesen, sehr authentisch», schwärmte eine Lehrerin, «ich kannte seine Geschichten nicht und habe den Kollegen neu kennengelernt».


Programm des Literaturhaus' Zürich vom 6. Dezember 2011, Karin Schneuwly über die Geschichten aus dem Altersheim:

 

Katja Brunner, Simon Froehling, Thomas Greber und Patric Marino - das sind die vier jungen Schreibenden, die sich über mehrere Sommermonate hinweg regelmässig mit je einem alten Menschen aus dem Altersheim zu Gesprächen getroffen haben. Aus den intensiven und häufig sehr nahen Begegnungen zwischen Jung und Alt sind literarische Erzählungen entstanden, die berühren, weil sie im wirklichen Leben verankert sind.